In der Geduld liegt die Kraft

Du kannst nichts richtig machen zum falschen Zeitpunkt und nichts falsch zum richtigen. Es ist die Kunst, diesen Zeitpunkt für sich zu erkennen. Der Weg dorthin führt über eine Tugend, die es wahrlich wert ist, mehr gel(i)ebt zu werden: die Geduld. 

„Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, Stille, braucht Vertrauen.“
– Hermann Hesse

Was Hermann Hesse hier beschreibt, bekommt in einer Welt der Rastlosigkeit und Informationsflut ein umso größeres Gewicht. Grund genug für mich, innezuhalten und den Blick auf diese Fähigkeit zu schärfen, die mir so gar nicht von den Sternen in die Wiege gelegt wurde. Dabei kann uns die Geduld in so vielen Bereichen von Nutzen sein – im Beruflichen wie Privaten, im Umgang mit unseren Mitmenschen wie auch mit uns selbst. 

Die Mutter der Geduld

Nehmen wir den Menschen selbst als Beispiel: Der Fötus im Mutterleib braucht neun Monate, um zu reifen und als gesunder Säugling die Welt zu erblicken. Wir schaffen es trotz aller Technologie (noch) nicht, diesem natürlichen Vorgang unsere Ungeduld aufzudrängen. Was gut ist. Ich bin selbst Mutter und weiß daher, wie viel Liebe, Zeit und vor allem Geduld es braucht, um einem Kind das notwendige Rüstzeug fürs Leben mit auf den Weg zu geben.

Das beginnt beim täglichen Aufstehen, wenn mein Sohn sich ewig Zeit lässt, während ich schon auf Nadeln sitze, und endet beim Schlafengehen, wenn die letzte Folge der Lieblingsserie sich scheinbar endlos zieht. Hand aufs Herz, wer möchte da nicht hin und wieder aus der Haut fahren? Ist doch das eigene Leben oft so durchgetaktet, dass uns wenig Luft zum Atmen bleibt. Machen wir uns doch bewusst, dass Kinder diesen zeitlichen Horizont ganz anders wahrnehmen als wir selbst. 

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Wer kennt es nicht, wenn Kinder sich in einem Spiel verlieren und dabei alles rundherum vergessen? Ist nicht auch das eine Eigenschaft, die wir als Erwachsene von Neuem lernen müssen? Nämlich ganz und gar in einer Sache aufzugehen und ihr den vollen Fokus zu schenken? Schenken wir diesen Fokus unserem spielenden Kind, wird aus der Geduld, die wir anfangs mit Mühe dafür aufbringen müssen, im Endeffekt Freude, die wir mit ihm auf so einfache Art und Weise teilen können.

Sehen wir die Schwangerschaft also als das, was sie tatsächlich ist – eine achtsame Vorbereitung auf diese ein Leben andauernde Aufgabe – ist sie doch nur ein Bruchteil dessen, was uns erwartet. Und mit Geduld genossen, kann sie zur einer der schönsten Zeiten mit unseren Kleinen werden.  

Die Geduld zur Chance machen

Geduld ist nicht einfach die Fähigkeit, zu warten. Es ist, wie wir uns verhalten, während wir warten. 

Wir können warten und nichts tun. Aber sind wir schon geduldig, indem wir einfach nur dulden, dass etwas Zeit braucht? Ist es nicht eine Kunst, die Fähigkeit der Geduld als Chance zu nutzen und in der Wartezeit produktiv für etwas anderes zu werden? Und sei es nur, uns mit dem eigenen Ich zu beschäftigen.

Ich selbst bin in vielen Situationen ungeduldig – wenn ein Projekt nicht in Fahrt kommt, wenn eine Beziehung sich nicht schnell genug weiterentwickelt, wenn das Leben zu stocken scheint. Es ist tatsächlich mein getriebenes Ego, das mich ungeduldig werden lässt und die Ruhe in mir stört. Wie lerne ich, es zu zügeln, ihm weniger Aufmerksamkeit zu schenken? Die Antwort ist theoretisch einfach, praktisch jedoch eine Lebensaufgabe: indem ich ehrlich zu mir selbst bin. Indem ich innehalte, Zeichen lese und für mich erkenne, warum eine Situation ist, wie sie ist.

Wo habe ich etwas richtig gemacht und wo falsch, warum wiederholen sich manche Dinge immer wieder in meinem Leben? Fehler zu erkennen und sie nicht wieder zu begehen, braucht übrigens auch Geduld – und zwar vor allem mit sich selbst. Zu warten, mir die Zeit zu nehmen, mich selbst kennen zu lernen und zu verstehen, war und ist für mich immer noch die schwierigste Art der Geduld. Denn nur wer mit sich selbst geduldig und liebevoll umgeht, kann das auch im Umgang mit anderen. 

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Geduld ist das Vertrauen, dass alles kommt, wenn die Zeit reif ist. Geduld ist nicht einfach die Fähigkeit, zu warten. Es ist, wie wir uns verhalten, während wir warten.

Wartezeiten bieten Raum für mehr

Ich habe gelernt, Wartezeiten für mich bewusst als Kraftquellen der Inspiration zu nutzen. Dabei ersetze ich das bekannte passive Teetrinken durch bewusst aktives Energietanken. Für mich bedeutet das, mich mit Menschen zu umgeben und auszutauschen, die mir guttun, die mich erden, die Zeit mit meinem Sohn in vollen Zügen zu genießen, aber auch mir Auszeiten nur für mich zu gönnen. Zum Beispiel bei einer Wanderung alleine, wo ich genau in meinem Tempo gehen kann. Ist nicht auch das Wandern von einer Geduld erfüllt, die dem Arbeiten an einem Projekt oder neuen Produkt gleicht? 

Geduld ist das Vertrauen, dass alles kommt, wenn die Zeit reif ist. 

Manches muss reifen, um schlussendlich Früchte tragen zu können. Menschliches Leben genauso wie eine harmonische Beziehung oder ein gesundes Unternehmen. Als Teil des Sveta-Teams darf ich eine Reise miterleben, in der Geduld eine große Rolle spielt, auf der Geduld aber niemals bedeutet, untätig zu sein. Der Weg ist das Ziel, bis das Ziel genau der richtige Moment ist, in dem wir nichts mehr falsch machen können.   

 

 

Katharina Florian ist selbstständige Kommunikationsberaterin, Mutter eines 6-jährigen Sohnes und Kärntnerin in Wien.
Katharina Florian ist selbstständige Kommunikationsberaterin, Mutter eines 6-jährigen Sohnes und Kärntnerin in Wien.