Hanfaktivistin und Startup-Gründerin Svetlana Ilic über sich und ihren Weg.
Ich bin im Herzen eine Wienerin, in Geist und Seele eine Jugoslawin mit serbischem Temperament. Unlängst bekam ich eine neue Nationalität von meiner Freundin Romana zugeteilt, in der ich mich pudelwohl fühle. Aus ihrer Sicht, bin ich eine YugoslaWienerin:
Leidenschaftlich, fast gerechtigkeitsfanatisch, feurig, temperamentvoll, mit offenem Herzen durchs Leben gehend.
Eine Optimistin landet in Wien.
1973, mit 11 Jahren bin ich als Gastarbeiterkind mit meiner Familie in einem erzkonservativen, katholischen und patriarchalischen Wien gelandet. Alle Versuche, mich die Unterwürfigkeit, das Dienen und Bedienen sowie die Anpassung zu lehren, sind bei mir gescheitert. Ich wollte nicht unterwürfig und angepasst sein, nicht bei meinem Möchtegern-matschoiden Vater, nicht bei meinem verklemmten und zum Macho erzogenen Bruder und schon gar nicht bei meiner Frauenopfer-lehrenden Mutter. In meiner ganzen Blüte wollte ich gesehen werden. Mit meinem Tun und Sein hervorstechen. Ich konnte und wollte so viel bewegen, ich war eine ewige Optimistin mit dem Wunsch, die Welt zu verbessern.
Ich war unangepasst und in keiner Gesellschaftsschicht so richtig „zuhause“.
In den Augen der Männer war ich eine serbische Stute, die man gerne reiten und zügeln würde, in den Augen der meisten Frauen eine Konkurrentin, die ihnen den Mann, den Job oder die Show stehlen könnte. Entwurzelt und emotional gebeutelt, gefangen zwischen zwei Kulturen, Weltbildern, Ideologien und Religionen – das ist das Schicksal aller Auswanderer – irrte ich umher auf der Suche nach einem, für mich geeigneten Platz in der Gesellschaft. Erst vor ein paar Jahren habe ich es erkannt:
Mein Platz ist ausschließlich in mir, wo immer ich bin, alles andere ist im Außen und flexibel gestaltbar.
Eine Tochter und die große Liebe.
Mit 28 gebar ich eine wunderschöne Tochter, gezeugt von einem wunderschönen montenegrinischen Mann, dem ich emotional komplett verfallen war. Meine Liebe ging auf meine Tochter über, der Erzeuger zog sich aus der Verantwortung und blieb bis dato fern von uns. Meine Tochter hat im Lycee de Francais maturiert, spricht vier Sprachen fließend, lebt in Deutschland, ist geschieden und hat mir zwei wunderbare Enkelkinder geschenkt. Sie ist dieses Jahr 30 geworden und es gibt immer wieder Etappen in unserem Leben, wo wir gezwungen werden, uns mit den eigenen Schattenseiten und Unzulänglichkeiten zu konfrontieren. Seit 25 Jahren bin ich verheiratet. Es ist die große Liebe mit viel Leidenschaft gepaart mit vielen Ups and Downs – wie in jeder Ehe.
Die letzten sieben bis acht Jahre durchlebte ich eine Transformation.
Ein Burnout, die Suche nach dem Ich und Sveta.
Nach einer sehr steilen Karriere gefolgt von einer schmerzvollen und verletzenden Kündigung mitten im größten Erfolg: Ich führte einen Verlag mit fast 100 Mitarbeiterinnen (nur vier bis fünf Männer waren dabei) und gab vier Frauenmagazine heraus – für alle Generationen von 20 – 80 Jahren. Zwei Burnouts, ein doppelter Bandscheibenvorfall, ein schmervoller Todesfall in der Familie, zwei gescheiterte Versuche, das „Alte wieder aufzuwärmen“ und viele Irrwege zwischen Haben und Sein zwangen mich dazu, immer tiefer in mich zu tauchen und mein wahrhaftiges Ich zu suchen. Wer bin ich? Was will ich? Was will ich wirklich? Wie will ich es? Und mit wem? Und was will ich mit dem Rest meines Lebens anfangen?
Aus allen diesen Fragen manifestierte sich meine Sveta.
Sveta ist die Abkürzung meines Namens und gleichzeitig bedeutet sie „die Heilige/die Leuchtende“, die meiner Meinung nach sehr gut zur Hanfpflanze passt. Sveta ist eine Idee, ein Projekt und ein Versuch, einen neuen beruflichen Weg zu gehen, welcher auf Liebe und Vertrauen und zum Wohle aller inklusive mir selbst aufgebaut wird. Ich gehe diesen Weg sehr achtsam – zu mir selbst aber auch zu allen, die mit Sveta in Berührung kommen. Vom Produzenten bis zum Konsumenten.
Dieser Weg ist mein Ziel. Es soll ein liebevoller Weg sein, ein Weg in ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander im Einklang mit Mensch, Tier und der Natur.
Der wahre Schatz liegt in der Natur, und Natur zu spüren, ist der wahre Luxus. Das ist Sveta.
Eure Svetlana Ilic,
Gründerin des Start-ups Sveta, Aussteigerin, Umsteigerin, Neueinsteigerin, Mutmacherin.